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Händigkeit

Im Folgenden sammeln wir Statements zur Rolle der Händigkeit beim Instrumentalspiel aus der Sicht von Pädagoginnen & Schülern sowie von linkshändigen Profis, die ihr Instrument auf die konventionelle ›rechtshändige‹ Art gelernt haben. 

Unterrichten

InstrumentalpädagogInnen über händigkeitssensiblen Unterricht

Lehrende

Elfriede Stahmer ehem. Professorin für Methodik und Didaktik des Violinspiels an der HMTMH Hannover 

»Als Anfänger nicht entsprechend der Händigkeit zu spielen, bringt in der Regel vermehrt Schwierigkeiten mit sich (zu viel Kraft in der Greifhand, zu wenig Ausdruckskraft in der Bogenhand) und stellt unnötige Hürden, die vermeidbar sind.

Lehrende sollten sich trauen und auf das Thema einlassen, denn letztendlich macht händigkeitsgerechtes Musizieren so vieles einfacher – vor allen Dingen gesünder.

Wenn ich einen Musiker erlebe, ist für mich in erster Linie entscheidend, ob dieser einen gesunden Eindruck auf mich macht. Ist die Beziehung zwischen Körper und Instrument nicht harmonisch, sondern angespannt, stimmt in der Regel etwas Grundsätzliches nicht. Das kann z. B. das Spielen entgegen der Händigkeit sein – zum Interview

Lioba Thiel, Klavierlehrerin

Lioba Thiel Klavier- und Keyboardlehrerin 

»Tatsächlich fühlen sich Linkshänder, wenn sie händigkeitsgerecht spielen können, viel wohler, haben einen schöneren Ton, mehr Ausdruck, eine bessere Rhythmik und sind viel entspannter und ausgeglichener. Fast alle steigern sich ebenfalls in der Schule mit ihren Leistungen. Bei männlichen Wesen noch gravierender als bei weiblichen. Aber leider wollen nicht alle Eltern, wenn man händigkeitsgerecht unterrichten möchte, z. B. wenn sie zu Hause ein akustisches Klavier haben, das ist sehr schade.«

Karoline Renner, Flötistin

Karoline Renner Orchestermusikerin und Lehrbeauftragte am Mozarteum Salzburg 

»Meine Erfahrungen aus über zwei Jahrzehnten Flötenunterricht mit Linkshändern aller Leistungsniveaus zeigen mir, dass sie sich alle auf der Rechtshänderflöte zurechtfinden. Das ist bei meinen Überlegungen aber nicht das Ausschlaggebende. Was ich erlebe, ist, dass Linkshänder einen wesentlich höheren Aufwand betreiben müssen, um auf der Rechtshänderflöte zurechtzukommen. Sie sind zeitlebens auf der Suche nach einem ganz bestimmten Gefühl der Richtigkeit für sich selbst, ganz besonders in ›Bühnenmomenten‹, in denen sie sich für ein Publikum oder eine Jury durch ihr Instrument ausdrücken und „zeigen“ wollen. Es ist vielfach bewiesen, dass Linkshänder auf der konventionellen Flöte dieselbe technische Perfektion wie Rechtshänder erlangen können. Nur ist zu fragen, welchen energetischen emotionalen und zeitlichen Mehraufwand zu Lasten welcher Qualitäten – Wohlbefinden, Sicherheit, Ausdauer, Kraft, Aufmerksamkeit, Empathie, Flow – sie dafür leisten müssen.« – Website

Martial Gauthier

Martial Gauthier Geigenlehrer am CRD de Créteil (Frankreich)

»Die Bogentechnik ist für uns alle so schwierig! Die Intention und Richtung der Musik, der Klang, die Persönlichkeit und die Phrasierung liegen zu 99% im Bogen. Deshalb denke ich, dass man den Bogen in die führende Hand nehmen muss. Wir alle suchen nach einer natürlichen Haltung – warum sollten wir also mit einem Handicap beginnen?« [übersetzt] – zum ganzen Interview

Geza Loso, Erfinder des Linkshänderklaviers

Géza Losó Pianist & Klavierlehrer

»Es gibt immer noch Leute, die sagen: ›Man hat zwei Hände. Das Klavier wurde für zwei Hände gemacht‹. Aber die wissen nicht, dass die Händigkeit beim Klavier noch wichtiger ist als bei anderen Instrumenten. Es ist nämlich so: Mit zwei Händen hat man am Klavier drei Funktionen: Bässe, Akkorde und Melodie. Und wenn man das durcheinanderbringt, dann hat man irgendwo Defizite. Es ist nicht egal, welche Hand was spielt, weil bei einer Hand das Gehirn immer um den Bruchteil einer Sekunde schneller schaltet. Beim Linkshänder ist das die Linke, deshalb muss man die Melodie, die absolut immer das Wichtigste beim Klavierspiel ist, mit der dominanten Hand spielen. Dann ist die Gestaltung richtig, dann hat man ein gutes Gefühl und alles andere kann man dazu formen, aber nicht umgekehrt.« – zum ganzen Interview

Schnecke und Frosch_edited_edited.jpg

Ludwig Quandt Solocellist der Berliner Philharmoniker

»Viele Linkshänder, die tolle Musiker hätten werden können, sind wahrscheinlich einfach unter den Tisch gefallen, denke ich, wenn sie entgegen ihrer Händigkeit spielen mussten. Es geht ja hauptsächlich um den Bogen. Das Bewusstsein, was der Bogenarm macht, die Bewegung im Raum – dorthin ist alles orientiert. Das ist eine völlig andere Herausforderung als für die Greifhand.« zum ganzen Interview

Reingard Voß Violinstudentin

»Bei einer meiner Schülerinnen fällt das rechtsherum Spielen als Linkshänderin ganz klassisch aus: Sie hört unglaublich gut und hat mit der Greifhand wenig Probleme. Mit dem Bogen gibt es jedoch Schwierigkeiten. Als sie bei mir anfing, sagte sie oft: ›Es quietscht immer wieder. Ich kriege das irgendwie nicht hin.‹ Ihre Geigenhaltung sah in meinen Augen gut aus und ich verstand zuerst nicht, worin ihre Schwierigkeit bestand, den Bogen nicht natürlich über die Saiten ziehen zu können. […] Als ich ihr die Geige anders herum in die Hand gab, waren ihre Worte: ›Seltsam vertraut‹. Sie geht in die fünfte Klasse und konnte das in diese Worte fassen!« – weiterlesen

Lukas Briggen Posaunist & Lehrer an der Musikschule Basel

»Ich merke, dass die Sensibilität für das Thema Händigkeit in der Musik bei weitem noch nicht selbstverständlich ist. Es macht eben einen Unterschied und es gibt auch einen Grund, weshalb Instrumente in einer rechtshändig orientierten Welt dementsprechend konzipiert und gespielt werden! Besonders bei Kindern ist es wichtig, dafür aufmerksam zu sein, um ihnen keine Steine in den Weg zu legen. 

Meine linkshändigen Schüler ermuntere ich immer wieder, ihre Händigkeit beim Posaunenspiel zu berücksichtigen. Aber bei ihnen scheint der Anpassungsdruck zu groß zu sein, um sich für das Linksspielen entscheiden zu können. Ich habe mehrere linkshändige Schüler, die aber unbedingt mit rechts spielen wollen. Ich kann und möchte sie nicht zwingen, von der Norm abzuweichen, finde es aber selbstverständlich schade, dass sie sich dadurch das Leben schwerer machen. Generell finde ich aber, dass die Sensibilität für die Unterschiedlichkeit der Menschen wächst und das empfinde ich als positiv. Die Händigkeit ist einfach ein Aspekt von vielen.« – weiterlesen 

Laila Kirchner Cellistin

»Unter den Celloanfängern in der Streicherklasse waren zwei linkshändige Kinder, die darunter litten, mit rechts streichen zu müssen. Der Junge war intelligent, kam aber am Cello überhaupt nicht zurecht. Er konnte keinen störungsfreien Ton spielen, lernte das Greifen nicht richtig und schlug öfters mit dem Bogen nach dem Zweitlehrer, der ihn korrigierte. Er hat den Bogen immer wieder in die linke Hand genommen und es andersrum probiert, rein intuitiv, und wurde immer wieder umgedreht und als schwierig bestraft. Das Mädchen hat sich eher angepasst, hat aber immer über ihren Schmerz im rechten Arm geklagt. Als ich darauf hinwies, bekam ich richtigen Gegenwind von der Dozentin. 

Das ist eine Thematik, die ähnlich wie bei der Schreibhand so weit aufgeklärt sein sollte, dass sich jeder Instrumental-Pädagoge in der Ausbildung und danach damit beschäftigen und dazu eine neutrale Haltung entwickeln sollte. Das heißt, wenn Kinder oder Eltern wünschen, links zu spielen oder es einmal auszuprobieren, dann sollte der Lehrer auch offen dafür sein und es unterrichten oder gegebenenfalls an einen Kollegen vermitteln, anstatt zu sagen: ›Das macht man nicht.‹« – weiterlesen

Linkshändige InstrumentalschülerInnen berichten

Lernen
Lernende
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»Ich habe mit sechs Jahren das Cellospiel linksherum begonnen. Damals hielt ich Bogen und Cello direkt wie ein Linkshänderinstrument, denn so fühlte es sich gut an. Meine Eltern und der Geigenbauer fanden spannend zu sehen, dass ich das Instrument intuitiv auf diese Weise zu mir nahm und darauf experimentierte. Daher ließen sie mich linksherum beginnen und soweit ich weiß, wurde über diese Entscheidung nicht lange diskutiert. […] So herum fühlt es sich richtig an. Ich finde es super, mit ein erster angehender professioneller Linkscellist zu werden! Gleichzeitig habe ich aber nie versucht, ein großes oder besonderes Ding daraus zu machen, denn es sollte normal sein, entsprechend der Händigkeit zu spielen und deswegen nicht anders behandelt zu werden.« weiterlesen

Konstantin Arestov

»Ich spiele Geige, seit ich fünf bin. Durch meine Eltern, die Musiker sind und sich damals mit der zentralen Rolle der Bogenhand beim Geigespielen beschäftigt hatten, hatte ich das große Glück, das Geigenspiel direkt so zu lernen, wie es sich für mich richtig anfühlte und es immer noch tut: Mit links streichen und mit rechts greifen. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass mir mal irgendwer sagte, in welche Hand ich jetzt was zu nehmen hätte. Es scheint immer ganz klar für mich gewesen zu sein, den Bogen in die linke Hand zu nehmen. Sehr oft beschreiben Menschen auch, dass ich beim Linksspielen natürlich aussehe. Sie stellen nicht in Frage, ob es vielleicht auch rechts herum gegangen wäre. Von außen höre ich oft: Das sieht einfach richtig herum aus für dich.« weiterlesen

Reingard Voß

Christian von Savigny

»Mit sechs Jahren begann ich das Klavierspiel. Meine Klavierlehrerin musste lange daran arbeiten, meine linke Hand leiser werden zu lassen, weil ich mit dieser immer so gedonnert habe. Damals wusste ich noch nicht, dass es Linkshänderklaviere gibt. Ich habe irgendwann einfach akzeptiert: ›Klavier ist so herum‹ und es nicht mehr in Frage gestellt. Aber zum Spaß sagte ich oft: ›Oh, das wäre cool, wenn ich links die Melodie hätte.‹

Mit zehn Jahren begann ich das Bratschenspiel, das ich von Anfang an linksherum lernte. Da war für mich klar, dass ich es nicht entsprechend der Konvention spielen werde, weil es sich tatsächlich so falsch angefühlt hatte, als ich es einmal rechtsherum versuchte. Es ist eine ganz andere Welt, entsprechend der Händigkeit zu spielen. Anders wäre es total anstrengend. Ich glaube, viele unterschätzen am Anfang den Bogenarm. Die Aufgabe der Greifhand bleibt eher eine mathematisch-rationale, während die Bogenhand die Emotionen zum Klingen bringt und an die Menschen weiterträgt.« weiterlesen

Christian

von Savigny

Chiara Kaiser

»Ich bin eindeutige Linkshänderin und streiche mit links, seit ich mit sechs Jahren auf der Geige angefangen habe. Womit ich nie Probleme hatte, war die Klangerzeugung. Es ist eben so wichtig, mit der dominanten Hand zu streichen! Der Klang ist dann einfach gut und voll. Das war gar keine Frage für mich, dass ich die Geige auf diese Art spielen möchte: So selbstverständlich, wie ich mit links schreibe, so eindeutig war es für mich, die Geige auch links zu spielen. So fühlt es sich für mich natürlich an.« weiterlesen

Chiara Kaiser

Mira

»Ich spiele Geige, seit ich zwei Jahre alt bin. Meine erste Geige war eine ›normale‹, aber ich habe sie trotzdem mit links gespielt. Ich habe oft versucht, mit dem Bogen in der rechten Hand zu spielen, aber es funktioniert einfach nicht: Sehr unbequem.« – Mira (7) aus Schweden [übersetzt]

Mira

Linksgeigerin

»Ich habe schon linksrum Gitarre gespielt und als ich mit 35 Jahren mit der Geige angefangen habe, fühlte sich das einfach richtiger an. Da war ich in einem Alter, wo ich mich nicht mehr hab belabern lassen. :) Aber es nimmt einen nicht jeder Lehrer und nicht jedes Orchester und man bekommt schwieriger Geigen für Linkshänder. Erst der dritte Lehrer hat mich angenommen! Die Begründungen der anderen waren Dinge wie: ›Zu unbekannt. Damit kennen wir uns nicht aus. Dann wäre das ja spiegelverkehrt…‹ Die können sich das wohl nicht vorstellen, weil sie es noch nie gesehen haben. Dabei ist das Linksspielen im Unterricht ja viel praktischer, weil man sich spiegelverkehrt gegenübersteht und dadurch genau sehen kann, was der Lehrer macht.«

Tine

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»Als ich vor acht Jahren mit Geige anfing, wollte ich linksrum spielen, weil ich hundertprozentige Linkshänderin bin. Aber mein Lehrer und der Geigenbauer sagten nein. Also lernte ich rechtshändig und behielt meine Rebellion für mich. Ich fühlte mich ein bisschen schlecht dabei, weil es das erste Mal war, dass ich ›gezwungen‹ wurde, etwas mit rechts zu tun. Als ich klein war, sollte ich mit der rechten Hand schreiben lernen, aber ich verweigerte und blieb stolze Linkshänderin. Und nun, Jahre später, wurde ich an der Geige gewissermaßen zur Rechtshänderin! An den Bogen in der rechten Hand habe ich mich gewöhnt, aber ich frage mich immer, wie es wohl andersrum wäre…« [übersetzt]

Anouk Benbunan

Vaïalyn, lefty violin and cello player

Vaïalyn

»Als ich klein war, gab es in meiner Familie eine alte Geige. Ich liebte es, damit zu spielen, und hielt sie intuitiv in der rechten Hand, um mit der linken zu zupfen. Ich wusste nicht, dass es eigentlich nicht so gehört. :) Als ich mit Unterricht anfing, fragten meine Eltern die Lehrerin, ob ich mit links streichen könnte. Ich war damals noch nicht an der Musikschule, sondern nahm Unterricht bei einer älteren Bratschenschülerin. Sie hatte nichts dagegen. Meine Mutter unternahm viele Nachforschungen, ob es überhaupt möglich ist und ob es mir helfen würde, mit meiner dominanten Hand zu streichen. Sie hat sich da wirklich für mich eingesetzt! Beim ersten Versuch, ans Conservatoire zu wechseln, wurde ich abgelehnt, weil sie es als Greuel betrachteten, eine Geige ›umzudrehen‹. Außerdem hatten die Lehrenden dort Angst, mich nicht unterrichten zu können. Aber nach einer Probestunde merkten sie, wie einfach das eigentlich ist! Wie vor einem Spiegel. :) Das passierte jedes Mal, wenn ich den Lehrer wechselte: Zuerst hatten sie Angst, dann konnten sie sich aber total schnell umstellen. Ich fand es auch immer toll, in Ensembles zu spielen – vor allem in Geigenduos, weil wir uns da gegenüberstehen können. Ich habe nie bereut, mit links zu streichen: Als Linkshänderin ist es für mich mit dieser Hand einfacher, all meine Energie, meine Empfindungen und meine Lebenskraft in die Musik zu geben, während meine rechte Hand ‚nur‘ präzise ihre Technik ausführen muss.« [übersetzt] – @vaialyn

Lorac Chu linkshändige Cellostudentin in China

»Es gibt in China nur ganz wenige linkshändige Menschen, weil viele wie ich in ganz jungen Jahren von der Familie umerzogen werden. Ich denke aber, dass die Gesellschaft offener wird, wenn meine Generation erwachsen ist. Daher gibt es hier bislang auch fast gar keine linksspielenden MusikerInnen. Ich habe nie ernsthaft mit rechts gestrichen, aber ich habe es einmal versucht: Es war unmöglich für mich, ein Lied zu spielen! Der einzige Grund, warum ich mit der linken Hand streiche, ist vielleicht, dass es für mich die angenehmste Art ist, gute Musik zu machen.« [übersetzt] weiterlesen

Lorac Chu

Anıl Üver

»Ich wurde 1979 in der Türkei geboren, in einem Umfeld, wo meine Linkshändigkeit nie ein Problem war. Die erste linksspielende Person, die ich gesehen habe, war der berühmte Saz-Spieler Arif Sağ. Dadurch war mir schon als Kind bewusst: Es muss Instrumente für mich geben! Leider gestaltete sich das in der Praxis schwieriger: Ich konnte mit meinen damaligen Möglichkeiten einfach kein Linkshänderinstrument finden. Erst als ich mit Mitte zwanzig nach Wien gezogen bin, kam ich an Lefty E-Gitarren. Aber auch da war die Auswahl deutlich schlechter und die Preise höher als bei den Righty-Modellen. Meine Linkshändigkeit war also nie ein Problem, aber die Einstellung, Ignoranz und Diskriminierung von Seiten der Gesellschaft.« weiterlesen

Anıl Üver

Vaialyn

»Ich begann mit vier Jahren mit dem Geigespielen und habe zunächst drei Jahre lang rechtsrum gelernt; aber die Koordination zwischen Hand und Gehirn hatte nicht so richtig funktioniert. Ich hatte manchmal Blockaden, dass es einfach nicht funktionierte, obwohl ich genau wusste, was ich ausdrücken wollte und wie das zu tun war. Es klang daher nach einer sinnvollen Option, es auf einer Linkshändergeige zu probieren, und ging auch tatsächlich relativ schnell, dass ich das, was ich mit rechts erlernt hatte, auf der Linksgeige irgendwann konnte... Der größte Vorteil dabei ist, dass es jetzt mit meiner Händigkeit übereinstimmt und ich dadurch mein volles Potenzial nutzen kann. Die Blockaden kamen seit dem Linksspielen nicht mehr zurück. Es ist jetzt auf jeden Fall so, wie es sein sollte. weiterlesen

Lelle Kruip

»Ich bin klare Rechtshänderin, aber ich hatte mit neun Jahren einen Unfall an der Hand und habe Geigespielen von Anfang an linksherum gelernt. Nie hat mich eine Lehrerin oder ein Lehrer abgelehnt weil ich andersherum streiche. Ich denke, dass man das, was der Lehrer oder die Lehrerin vormacht, automatisch nachmacht. 

Die Schwierigkeiten habe ich durchaus empfunden, dass ich mit der linken Hand streichen musste, obwohl ich Rechtshänderin bin! Ich habe immer wieder Schwierigkeiten mit der Bogentechnik gehabt: Kleine Bewegungen zum Beispiel, schnelle Saitenübergänge, sind für mich ein Riesenproblem. Bogentechnik wird eindeutig zum Handicap, wenn man nicht entsprechend der natürlichen Händigkeit spielt.« weiterlesen

Margret Wedel

Sabine Schmidt

»Es macht so viel mehr Spaß! 
Innerhalb von circa 8 Wochen umlernen war ich technisch auf dem Stand von eineinhalb Jahren rechtsherum spielen. Alles fiel mir leichter – und das Gefühl! Es ist kaum zu beschreiben, aber jetzt konnte ich anfangen, mit dem Herz zu spielen statt nur mit dem Kopf. Ein Streichinstrument zu erlernen, ist natürlich trotzdem herausfordernd und sehr viel Arbeit. Aber es strengte mich weniger an, Stücken einen Klang zu geben, sodass es viel mehr Spaß macht und ich die Musik mehr genießen kann. Ich bin leidenschaftliche Linksspielerin geworden und werde nie mehr etwas falschrum spielen.« weiterlesen

Sabine Schmidt

Laila Kirchner

»Mein Vater wollte sich damals 1991 dafür einsetzen, dass ich das Cellospiel links herum lerne. Leider war die Lehrerin noch jung und kannte Linksspielen nur von verletzten Musikern. Sie traute es sich nicht zu, mich so zu unterrichten. Daher musste ich doch mit rechts streichen lernen. Ich hab mich tatsächlich vier Jahre lang sehr gequält mit dem Streichenlernen. Durchweg blieb meine rechte Hand schwächer und unerziehbarer. 

Auch im Studium hatte ich sowohl kräftemäßig und vom Tempo her als auch gefühlsmäßig eine ganz schlechte Verbindung zu meiner rechten Hand. Ich hab sie einfach nicht wahrgenommen. Sie war wie so ein Anhängsel an meinem Körper und ich bin da mit dem Bewusstsein nicht reingekommen. Dadurch konnte ich nie verstehen und umsetzen, was die Lehrenden mir wirklich gesagt haben oder was sie meinten.« – weiterlesen 

Linkshändige Profis am konventionellen Instrument

Linkshändiges Rechtsspielen
konventionell
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Maria Polonidou, Geigerin

»Tatsächlich haben mich immer nur andere darauf angesprochen ob ich nicht die Geige anders halten sollte. Ich selber habe mich nie damit beschäftigt, weil es auch nie ein Thema war im Unterricht. Im Nachhinein fand ich es toll, so fein mit der linken Hand denken und spielen zu können, die rechte Hand ist natürlich meine schwächere Hand, das heißt ich hatte oft Schwierigkeiten mit den Sehnen und Muskeln rechts. Mein Herz beim Geigen sitzt also in der Linken. Ich hab mir immer etwas mehr Power rechts gewünscht und das sehe ich auch in Verbindung mit der Linkshändigkeit. Aber im Vergleich zu Nicht-Musiker*innen ist meine rechte Hand immer noch sehr ausgeprägt und fein, von daher betrachte ich es generell nicht als Defizit. Im Allgemeinen würde ich sagen, ich hatte und habe nicht mehr oder weniger Probleme als Rechtshänder. Bei Bewegungen meines rechten Arms musste ich einfach mehr nachdenken, wie ich etwas erreiche (links war der Lernprozess kürzer).

Ich hätte mir vielleicht besonders am Anfang aber auch im Studium oft gewünscht, dass meine Lehrer technische Sachen an der Bogenhand besser beschreiben könnten oder einen extra Fokus darauf gelegt hätten (die meisten meiner Lehrer wussten nicht mal dass ich Linkshänder bin). Auf diese Weise war die Bogenhand und ist es teilweise noch immer recht geheimnisvoll. Große Probleme hatte ich nicht, aber eine leichte Benachteiligung, weil rechts doch mehr "Erklärung" für mich nötig war/ist.«

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