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Ulrike Scheuchl, Klarinette
Ulrike Scheuchl

Klarinette, Blockflöte & Klavier

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Ulrike Scheuchl machte früh intensive Erfahrungen mit den Instrumenten Blockflöte, Klarinette und Schlagzeug/Percussion, u. a. auch beim Wettbewerb Jugend musiziert.
Nach der Schulzeit entschied sie sich für ein Studium der Klarinette, das sie vom Richard-Strauss-Konservatorium München angefangen über die Musikhochschule Saarbrücken bis nach Essen an die Folkwang-Hochschule führte.
Dort entdeckte sie, dass die Art der Haltung der Instrumente aufgrund ihrer Linkshändigkeit eine
große Rolle spielt. Seit 2005 stellte sie ihre Spielweise an Klarinette, Flöte und Klavier auf linkshändig um.
Seit 2006 lebt Ulrike Scheuchl als freischaffende Musiklehrerin und Musikerin mit ihrem Mann und drei Kindern in München.

Ulrike Scheuchl

Fotos:  Alexander Englert

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Im Interview mit Linksgespielt

 Gespräch mit Sophia Klinke am 13. August 2023

Wie beschreibst du deine Händigkeit?


Ich bin Linkshänderin und wurde von meiner Familie immer darin unterstützt, dass das etwas Normales ist, und dass man es beim Schreiben und bei handwerklichen und sportlichen Tätigkeiten beachtet. Meine Mutter entdeckte die umgeschulte Linkshändigkeit meines Vaters und hatte sich dadurch mit diesem Thema beschäftigt.
 


Hast du dein Instrument von Anfang an linksherum gelernt?


Nein. Ich habe alle Instrumente – Blockflöten, Klavier, Klarinetten, Schlagzeug und Percussion – in der üblichen Handhaltungsweise an zwei verschiedenen Musikschulen gelernt. Wenn das Thema Händigkeit im Musikunterricht erwähnt wurde, hörte ich nur, dass ich mich erfreulicherweise mit der linken Hand leichter tun würde als die anderen, und dass Linkshänder oft mit beiden Händen recht geschickt wären, ohne den Umkehrschluss zu ziehen, dass bei mir natürlich die rechte Hand die schwächere ist.
Bei den Bongos vertauschte ich anfangs die Position der zwei Trommeln selbständig. Bei den anderen Instrumenten, die ich spielte, bin ich selbst nicht darauf gekommen, dass die Händigkeit eine wichtige Rolle spielt.
Irgendwie war mir selbst klar, dass ich kein Streichinstrument mit dem Bogen in der rechten Hand spielen könnte. Aber das wollte ich auch nicht. Am Klavierspielen habe ich nach drei Jahren die Lust verloren. Das führe ich in Nachhinein zum großen Teil auf die rechtshändige Spielweise zurück, weil das linkshändige Klavierspielen mir jetzt sehr viel Spaß macht.

 

 


Woher kam der Entschluss, irgendwann doch umlernen zu wollen?


Als Kind dachte ich, dass man nur dann Musiker wird, wenn man das von klein auf weiß und schon immer daraufhin übt. Deshalb kam das für mich nicht in Frage. Ich war sehr vielseitig, machte auch viel Sport und spielte hobbymäßig viel Musik. Als ich dann mit mittelgroßem Aufwand, Leichtigkeit und Freude mit der Klarinette ein sehr gutes Musikabitur machte, wollte ich die Musik nicht aufgeben und im Berufsleben weiterführen. Außerdem hatte ich den Wunsch, »komplett richtig« Klarinettespielen zu können, und hatte das Gefühl, dass ich irgendetwas noch nicht weiß oder falsch mache. Ich dachte hier aber an irgendwelche Ansatz- oder Atemtechniken. An Händigkeit habe ich nie gedacht.


Jetzt im Musikstudium werde ich bestimmt große Fortschritte machen und das Instrument beherrschen und verstehen lernen, wie ich es vom Sport her kannte, dachte ich, da ich mich ab jetzt mit meiner ganzen Zeit und Energie darauf fokussiere. Das war aber ein Irrtum.


Durch die – wie sich später herausstellte – falsche Haltung, konnte ich die natürliche Kraft meines linken Armes und des ganzen Körpers nie richtig einsetzen und spüren. Ich verkrampfte bei der Atmung, es schnürte mir beim Spielen den Hals zu. Durch das viele Üben in der verkehrten, schwächeren Haltung wurde ich immer unsicherer und bekam sogar manchmal Wutanfälle.
Bei uns Bläsern spielt man sich gerne mit ein paar Tönen »warm« und gibt seinen Stimmton an, bevor es richtig losgeht. Bei mir war es meist so, dass ich das Gefühl hatte: »Nein, so gefällt mir der Ton nicht richtig«, verbunden mit einer riesigen Unsicherheit. Aber ich konnte daran nichts ändern. Ich konnte nie zu meinem Ton stehen, vor allem, wenn ich allein spielte. In einen Flow kam ich meist nur im Zusammenspiel mit anderen.


Die allgemeine Unsicherheit verstärkte sich immer mehr, vor allem bei Vorspielen. Die Verkrampfung der Atmung ließ mich nur noch kurze Phrasen spielen und die Töne wurden immer wackeliger. Am Ende konnte ich die leichtesten Töne am wenigsten spielen. Wie sollte ich Anfängern die ersten Töne beibringen, wenn ich sie selbst nur mit riesiger Anstrengung spielen konnte, obwohl ich mich doch so sehr darum bemühte? Es war mir alles immer mehr peinlich.


Die höchsten Töne konnte ich alle leicht spielen. Ansatztechnisch konnte ich das. Dann las ich im Dezember 2004 zufällig einen Artikel von Walter Mengler in der Zeitschrift »Das Orchester«, in dem er die Symptome beschrieb, die Linkshänder an konventionellen Streichinstrumenten erleben, wenn sie den Bogen mit der rechten Hand führen. Ich war so verblüfft, dass diese Symptome alle exakt auch auf mich zutrafen, obwohl ich ja mit Atemluft und Lippen den Ton erzeuge und mit beiden Händen Klappen bediene und nicht einen Bogen führe!
Daraufhin nahm ich meine Klarinette mit vertauschten Händen und spielte einfach einmal so. An die Hauptlöcher kommt man so ganz gut heran. Das war ein riesiges Aha-Erlebnis. Zum ersten Mal spürte ich, wie sich die Klarinette beim Spielen richtig anfühlt: Ihre ganze Länge, ihr Gewicht, das von meinem starken Arm gehalten wird. Ab diesem Augenblick war mir klar, wonach ich die ganze Zeit gesucht habe, was ich noch nicht richtig gemacht habe.
Dieser Aha-Effekt war so umfassend, dass sich als direkte Konsequenz daraus ergab, jetzt entweder umzulernen oder ganz mit dem Spielen aufzuhören.

Ulrike_Silke

 

 

Als weitere Variante probierte ich auf dem kurz darauffolgenden Klassenvorspiel aus, mir beim Spielen vorzustellen, ich sei Rechtshänder und halte und spüre die Klarinette aus dem rechten Arm heraus. Das war geistig und körperlich aber so anstrengend, dass ich diesen Plan gleich wieder verwarf.


Das Spiegeln der Griffe und das Spielen mit der neuen Haltung ging ganz gut und leicht. Mir kam es so vor, als hätte sich mein Gehirn die Spiegelgriffe vorher schon einmal überlegt. Ich konnte im langsamen mäßigen Tempo Melodien spielen mit den Tönen, die meine Finger erreichten. Dabei tauchte ich jedes Mal in diesen Flow ein, den ich vorher beim Üben nie hatte. Ich hatte jetzt ein gutes Körpergefühl. Mir gefiel mein Ton. Ich konnte endlich zu meinem Ton stehen. Und ihn auch richtig beurteilen und damit arbeiten, betreffend Blatt, Luft und Ansatz.


Die Atmung war automatisch freier. Die Körperhaltung aufrechter. Es fühlte sich einfach stimmig und angenehm an.
Mein Lehrer und meine Kommilitonin konnten mehrmals bestätigen, dass mein Ton mit der neuen Haltung mit demselben Material schöner klang als mit der alten Haltung. Das räumte auch ihr Unverständnis aus. Auf diese ganzen Erlebnisse hin beschloss ich, die Handhaltung zu tauschen und weiterhin links zu spielen.

Bitte erzähle uns mehr über deine Herangehensweise und den Umlernprozess. Was waren oder sind für dich die größten Herausforderungen?


Ich stand im Musikstudium relativ kurz vor dem Abschluss, als ich das Linksspielen entdeckte. Auf den Entschluss hin, auf links umzustellen, gab ich den künstlerischen Studiengang auf. Es mir war klar, dass ich durch das Lernen der neuen Griffe nicht routiniert genug sein würde, um eine Orchesterstelle zu bekommen. Mir war es wichtiger, mit Freude zu spielen und Spaß am Unterrichten zu haben, als mich weiterhin abzumühen. Auch wenn ich für einige Zeit oder eventuell für immer auf niedrigerem Niveau spielen würde. Ich spielte links einfach drauflos. Auch die Alt- und Sopranblockflöte packte ich wieder aus, weil man bei den Blockflöten die Rechtshänder-Instrumente besser linksherum spielen kann als bei den Klarinetten. Ich recherchierte und fand eine einfache linksgriffige deutsche Schülerklarinette, die ich mir kaufte.


Beim Linksspielen fühlte sich immer alles ganz schön an. Ich wusste aber nicht, welche großen Umstellungsprozesse in meinem Gehirn in Gang gesetzt wurden. Das Gehirn verarbeitete das erlebte Linksspielen immer erst eine Zeitlang nach dem Spielen oder in der Nacht. Dadurch wurde mir anfangs oft einige Zeit nach dem Spielen schwindelig oder meine Wahrnehmung der Umwelt wurde von meinem Gehirn in Frage gestellt. Es verstand nicht ganz, dass sich nur die Griffe änderten, aber sonst alles andere gleich blieb. So nenne ich das. Es fühlt sich in dem Moment ein bisschen so an, als ob ich in ein Loch falle.


Leider wurde ich durch das Buch von Barbara Sattler »Der umgschulte Linkshänder« zusätzlich verängstigt, in dem sie warnt, dass Umlernprozesse gefährlich sein können, aber dies nicht präzisiert. Dadurch hatte ich Angst, wegen des Schwindels krank oder verrückt zu werden. Erlebte unangenehme Gefühle und Stress kamen hoch, als ich merkte, wie sehr ich mich früher vergeblich angestrengt hatte, und es eigentlich linksherum viel leichter geht. Gott sei Dank konnte ich meine Angst bald loswerden und Vertrauen in die Umlernprozesse finden. Mit einem Urlaubssemester ging ich den Um-, bzw. Neulernprozess mit viel Ruhe, guter Unterstützung und ganz kleinen Dosen an Spielen weiter.


Ich ließ mir von der Firma Wolfgang Dietz einen Satz professioneller Klarinetten (B- und A-Klarinette) bauen. Herr Dietz meinte, er nehme gerne einmal »eine Herausforderung« an, etwas nicht Alltägliches wie diese zwei Prototypen zu bauen. Ich musste hierfür Entwicklungskosten vorschießen, da viele Klappen neu entworfen werden mussten.
Mit diesen Instrumenten spielte ich 2006 den Abschluss in Instrumentalpädagogik. Danach kam mir die Familien- und Babypause zu Gute, so dass ich mir für alles viel Zeit nehmen konnte.


Anfangs stellte ich mir die neuen Griffe spiegelbildlich zu den alten vor. Nach einiger Zeit etablierten sich die neuen Griffe als eigenständige neue Sinneseindrücke. Bis ich mir beim mentalen Üben automatisch die neuen Griffe vorstellte, dauerte es mehrere Jahre. Plötzlich war aber auch das der Fall. Darüber habe ich mich sehr gefreut.


Jetzt spiele ich mittlerweile seit 18 Jahren linksherum. Auch Klavier spiele ich linksherum auf mittlerweile zwei verschiedenen E-Pianos, deren Tastaturbelegung sich spiegeln lässt. Ich lerne ständig dazu und baue mein Niveau auf allen Instrumenten weiter aus.
Die Klarinette hat einen sehr großen Tonumfang. Durch ihre Klappenanordnung sind alle Finger im Einsatz und haben zum Teil mehrere Klappen zu bedienen. Immer wieder staune ich darüber, dass mir auch heute noch Tonsprünge begegnen, die ich links noch nicht gespielt habe. Insgesamt nimmt die Freude und Selbstverständlichkeit beim Musizieren bei mir auch heute noch ständig zu.



 

Ulrike Scheuchl Linkshänder-Klarinette

 

 

Wie fühlt sich das Spielen linksherum im Gegensatz zu rechtsherum für dich an?


Einiges dazu habe ich beim Erzählen von meinem Aha-Erlebnis ja schon angesprochen. Wenn ich bei Klarinette und Blockflöte linkshändig spiele, also die linke Hand unten und die rechte oben am Instrument habe, spüre ich das Instrument in seiner ganzen Länge.


Mein linker Haltearm ist viel stärker und ausdauernder als der rechte. So kann sich mein Körper besser und freier aufrichten. Das lässt wiederum eine tiefere und natürlichere Atmung zu. Dadurch klingt der Ton schöner und klangvoller. Und ich kann längere Phrasen spielen.
Es fühlt sich insgesamt so an, als würde ich meine Kraft richtig einsetzen. Ich spüre, dass mein Spielen meinem Spielkönnen gerecht wird. Mein musikalischer Ausdruck fließt automatisch in das Spiel ein. Mein Ton lässt sich in Dynamik und Klangfarbe besser gestalten. Auf der rechten Seite hatte ich immer den Eindruck, ich spiele mit ca. 85% meines Könnens und renne mit dem Kopf gegen eine Wand.


Grundsätzlich empfinde ich meine linke Hand intensiver als die rechte. Dadurch dass der linke Daumen durch das Halten eine immerwährende Verbindung zum Instrument herstellt, bekomme ich Stabilität, Verlässlichkeit und eine gute Beziehung zum meinem Instrument. Es entsteht ein Dreieck von Ansatz, Instrument, Arm und Körper. So kann die Musik leicht und spielerisch stattfinden und die Finger können sich leichtfüßig auf dem Instrument bewegen. Ich habe andauernde Stabilität bei allen Tönen auch bei denen, bei denen wenige Finger oder gar keine Finger außer dem Haltedaumen beteiligt sind.

Das virtuose Spiel fiel mir von Anfang an beim linken Spiel leichter, trotz aller Ungeübtheit. Ich kann so die Töne von oben bis unten zum tiefsten in einem Schwung hinunter spielen. Die Führung und die Zusammenarbeit zwischen den Händen stimmen. Die Bewegung wird nun mit der dominanten Hand zu Ende geführt. Das sind die Hauptunterschiede bei meinem linkshändigen Spiel im Vergleich zum früheren rechtshändigen.

Es gibt noch ein paar erfreuliche Nebeneffekte: Ich hatte immer alle beneidet, die ein unbekanntes Stück still »durchgreifen« konnten. Mit der linken Haltung kann ich das plötzlich auch. Beim Musikhören habe ich oft versucht, Basslinien zu verstehen und Harmonien zu erkennen. Auch das hat sich automatisch sehr verbessert, seitdem ich links spiele.

Woher hast du deine Instrumente?


Die Schülerklarinette, die ich zuerst gekauft habe, baut die Firma Karl Hammerschmidt in Burgau. Nachbearbeitet hat mir diese Klarinette die Firma Schwenk & Seggelke in Bamberg.


Aus mir unbekannten Gründen gibt es in Griechenland und in der Türkei Gegenden, in denen zum Teil linksgriffig Klarinette gespielt wird. Deswegen hat die Firma Karl Hammerschmid ein linkshändiges Instrument in ihrem Sortiment.
Mein professioneller Klarinettensatz deutschen Systems mit A- und B-Klarinette wurde von der Firma Wolfgang Dietz in Neustadt an der Aisch gebaut. Im Moment wird dort gerade eine linksgriffige C-Klarinette für mich angefertigt.


Bei meinen alten Moeck Rottenburgh-Blockflöten hat eine Flötenbauerin die Doppellöcher verschlossen und andersseitig neu gebohrt. Ich spiele auch auf einer rechtshändigen Küng Classica-Altblockflöte, bei der ich den Fuß nach links drehe und mich mit den Doppellöchern arrangiere. Ich habe eine linkshändige Küng Studio-Tenorblockflöte und eine linkshändige Moeck Rondo-Soprano. Bassblockflöte spiele ich eine rechtshändige, bei der ich ebenfalls den Fuß nach links drehe.

 

 

 

 

Spielst du im Orchester? Was sind dabei deine Erfahrungen bezüglich deiner linken Spielweise?


Ja, ich spiele regelmäßig bei Projekten mit Sinfonieorchestern und in verschiedenen Kammermusikensembles mit. Auch habe ich im symphonischen Blasorchester der Bundespolizei München ausgeholfen. Bei der Klarinette und der Blockflöte fällt es optisch kaum auf, dass ich die Hände vertauscht habe.
Mittlerweile sage ich deswegen von mir aus auch nichts mehr. Es ist immer interessant, wann und wie andere Mitspieler bemerken, dass ich etwas anders mache. Auch von Zuhörern werde ich manchmal nach Konzerten interessiert angesprochen, die entdeckt haben, dass ich die Hände andersherum halte, als sie es normalerweise kennen.

 

 


Welche kuriosen Erlebnisse hattest du schon mit deiner Spielweise?


Ein Posaunist kam einmal in einer Probenpause auf mich zu und war total verblüfft, dass ich die Klarinette andersherum halte als meine Spielnachbarn. Er wollte an seiner Posaune auch gleich ausprobieren, wie es sich anfühlt, sie andersherum zu nehmen. Da er ein sicherer Rechtshänder war, bekam er einen richtigen Händesalat und wusste gar nicht mehr, mit welcher Hand er was machen muss.
Ich denke, das ist oft typisch bei Rechtshändern. Für sie passen die Instrumente ja in der Regel, so wie sie sind. Wenn ein Rechtshänder mein Instrument ausprobiert, bekomme ich es oft schnell wieder zurück, weil es sich so komisch anfühlt.

 

 


Gab es auch negative Reaktionen? Z. B. bezogen auf dein Umlernen am Ende des Studiums?


Nein, ich erlebe nur öfter Kopfschütteln darüber, dass ich mir die Mühe mache, nochmal alle Griffe neu einzutrainieren.
 

 


Spielst du heute noch rechtsherum und wenn ja, in welchem Kontext?


Nur, um bei Schülern ein Instrument auszuprobieren. Ich wechsle sonst nicht zwischen dem Rechts- und Linksspielen hin und her. Anfangs dachte ich, ich könnte die Bassklarinette weiterhin rechtsherum spielen. Sie steht auf dem Boden, dadurch muss man ihr Gewicht nicht halten, und die Passagen sind meist eher langsam zu spielen. Doch das funktioniert nicht. Einerseits wird mir vom Wechseln schwindelig, und andererseits muss ich dann immer daran denken, auf welcher Seite ich gerade spiele. Das kostet zu viel Zeit und Energie und steht der Musik im Weg. Gerade im Orchester brauche ich eine verlässliche, automatisierte Griffvorstellung im Kopf, damit ich instinktiv und blitzschnell reagieren kann.


Dadurch verzichte ich im Moment auf die Möglichkeit, Bassklarinette, Bassetthorn, Es-Klarinette und Saxophon zu spielen. Denn von diesen Instrumenten habe ich keine Linkshänderinstrumente und kenne auch keine. Auch in diesem Punkt ist es mir wichtiger, auf meinen Hauptinstrumenten mit vollem Potential richtig herum zu spielen, als alle anderen z. B. ausleihen zu können. Eine linkshändige Bassklarinette wäre schon toll. Mal sehen, ob dieser Traum irgendwann einmal in Erfüllung geht.
 

 


Gibt es noch irgendetwas, das du ergänzen möchtest?


Ich bin froh, dass ich mir so viel Zeit nehmen konnte und die Umlernschritte immer wieder langsam gehen konnte. Als letztes ist noch interessant zu sagen, dass ich nur beim Spielen auf der richtigen Seite autodidaktisch gut lernen kann. Nur da kann ich meinem Gespür folgen. Vielen Dank für das Interview und für das Schaffen der Plattform Linksgespielt. Ich bin sehr froh, hierüber so viele Kontakte zu anderen Linksspielern gefunden zu haben.


 

Linkshänderklarinette Linkshänderflöte

Ulrike Scheuchl & Silke Becker 2023. Fotos: Alexander Englert

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