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"Händigkeitsgerechtes Leben ist Gesundheitsprophylaxe" – Heidi mit dem Linkshänderklavier


Wie beschreibst du deine Händigkeit?

Das ist für mich eine sehr schwierige Frage und wird immer mit Ambivalenz behaftet sein:

Ich lebte bis zu meinem 49. Lebensjahr als gefühlte Rechtshänderin ohne zu wissen, dass ich genetisch Linkshänderin bin (Gefühle können täuschen!): Alle angelernten und abgeschauten Handlungen erledigte ich mit der rechten Hand als Bewegungshand und der linken Hand als Haltehand. Ich lernte alle Handarbeiten rechts herum und mit der rechten Hand schreiben. Als Kind war meine Handschrift ausgefeilt schön. Wahrscheinlich habe ich die Buchstaben eher gemalt. Je schneller ich zum Schreiben gezwungen bin, desto weniger lesbar ist meine Schrift…

Was bei mir wirklich auffällig war:

- Ich war über Jahrzehnte sehr schwer krank, ohne dass mir einer der über 100 konsultierten Ärzte hätte erklären können, wieso...

- Mein musikalisches Lernen am Klavier erfolgte extrem langsam, mühevoll und inadäquat zu meinen sonstigen intellektuellen Fähigkeiten: Das Zusammenspiel meiner beiden Hände erfolgte nie wirklich unabhängig voneinander. Ich hatte sehr viele Klavierschulen zu Hause und kam meist über den ersten Band nicht hinaus.


Nun putze ich seit circa zehn Jahren meine Zähne mit der linken Hand, um morgens mit meiner richtigen Hand zu starten und habe auch sonst meine linke Hand wesentlich mehr mobilisiert, feinmotorisch aktiviert, einbezogen und umgestellt. Trotzdem wird aus dieser linken Hand im Moment gefühlt keine „rechte“ mehr. Insgesamt war der Prozess für mich viel zu spät. Ich fühle mich nur selten linkshändig, außer am Klavier. Nur am Linkshänderklavier fühle ich mich richtig und kann musikalische Bewegungsabläufe und Geschwindigkeiten lernen, die mir vorher versagt blieben.

Diese Prozesse verlaufen allerdings in altersadäquater Geschwindigkeit (ich bin 1963 geboren) und nicht mit der Lerngeschwindigkeit einer Pubertierenden. Insgesamt lassen sich die gewachsenen Wege im Gehirn, die sich in 45 Jahren heraus gebildet haben, nicht in kurzer Zeit verändern.

Meine rechte Hand ist bei Trillern und anderen schnellen Bewegungsabläufen immer noch schneller als die Linke, aber das Zusammenspiel beider, die gesamte Koordination und Konzentration sind deutlich besser. Insofern bleibt auch am Klavier die oben beschriebene Ambivalenz erhalten.


Hast du dein Instrument von Anfang an „linksrum“ gelernt?

Wann hast du umgelernt und weshalb?

Bitte erzähl uns mehr über deine Herangehensweise und den Umlernprozess.

Was sind für dich die größten Herausforderungen am Umlernen?

Hattest du beim Erlernen des Linkshänderklaviers Unterstützung?

Konntest du dich mit anderen Linksspielenden oder Umlernenden austauschen?

Spielst du heute noch rechtsrum, und wenn ja, in welchem Kontext?

Inwiefern fühlen sich die beiden Spielrichtungen für dich unterschiedlich an?

Woher hast du deine Instrumente?

Wurdest du mit negativen Reaktionen oder Vorbehalten gegen das Linksspielen konfrontiert?

Welche kuriosen Erlebnisse hattest du schon mit deiner Spielweise?

Du engagierst dich sehr für die Verbreitung linker Tasteninstrumente. Was ist dein Plan für die Zukunft?


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