Auf Initiative von Dr. Andrea Arnoldussen wurde Linksgespielt zur 24. Fachtagung der LinkshänderberaterInnen nach Methode Dr. Sattler mit dem Thema »Linkshändigkeit und Instrumentalspiel« eingeladen. Die Vorfreude war groß, auf zahlreiche Fachpersonen zu treffen – wir ahnten nicht, dass es so viele und aus den unterschiedlichsten Ecken des deutschsprachigen Raums sein würden.
Nach einer Begrüßung ging es in Kleingruppen mit jeweils spezifischen Themen zur Bearbeitung, die anschließend im Plenum vorgetragen wurden. Bereits hier zeigte sich, dass so gut wie alle, die sich mit Händigkeit beschäftigen, auch Geschichten oder eigene Erfahrungen über linkshändiges Musizieren zu berichten haben und dass in (Musik-)Schulen und Gesellschaft nach wie vor sehr unterschiedlich mit Linkshändigkeit umgegangen wird.
Den Abend gestaltete die Orchesterflötistin und Dispokinetikerin Karoline Renner mit ihrem Vortrag »Linkshänder*in oder Rechtshänder*in – Unterschiede im Körpergefühl beim Musizieren«. Eine Zusammenfassung der Autorin kann hier nachgelesen werden.
Aufgrund der lebendigen, charismatischen Vortragsweise war kein Platz für etwaige Abendmüdigkeit: Man fühlte sich animiert, all die Körperübungen und Seitigkeitsexperimente – teils mit Querflöten-förmigen Holzstäben aus dem Baumarkt – neugierig auszuprobieren.
Selbst zu spüren, wie unterschiedlich sich Brustkorb und Atmung anfühlen, je nach Seite, auf die man die »Flöte« hält, war eine verblüffende Erfahrung. Bei einem Großteil der Anwesenden ließ sie den prägenden Eindruck zurück, dass sich die Haltung auf die angeborene starke Seite organisch, einfach »richtig« anfühlt.
Der zweite Tag begann mit Dr. Andrea Arnoldussens Vortrag »Musikinstrumente und Linkshändigkeit – Fragestellungen und Antworten für die Praxis«, der unter anderem Videosequenzen links- und rechtshändig spielender Kinder, Jugendlicher und Erwachsener enthielt – von klassischen Instrumenten bis zur Samba-Trommelgruppe. :) Hier sei auch auf Arnoldussens Buch »Händigkeit und Instrument« (Schott Music, 2020) verwiesen.
Anschließend war die Bühne frei für Linksgespielt. Die von Karoline Renner moderierte Podiumsdiskussion bot den Rahmen, unser Projekt ausführlich vorzustellen. Durch die Offenheit und das rege Interesse, welche uns entgegengebracht wurden, entspann sich ein lebhafter Austausch über den Umgang mit Händigkeit an verschiedenen Instrumenten sowohl im Unterricht als auch in Orchestern und beim Instrumentenbau. Dabei zeigte sich noch einmal, dass gespiegeltes Unterrichten vollkommen unproblematisch und die Verfügbarkeit linkshändiger Instrumente abhängig von der Nachfrage ist (und folglich mit dieser steigen wird). Die verbreiteten Vorbehalte gegen linkes Musizieren im Orchester können mit Positivbeispielen aus Geschichte und Gegenwart sowie argumentativ entkräftet werden (siehe auch hier und hier).
Ein Workshop, bei dem in Kleingruppen Rechts- und Linkshändergeigen, -celli und -gamben ausprobiert wurden, rundete unseren Beitrag zu dieser Fachtagung ab.
Es ist jedes Mal auf's Neue spannend zu erleben, wie unmittelbar sich Händigkeit bei einem jedem – ob mit oder ohne Vorerfahrung – beim Musizieren zeigt.
Vielen Dank an Dr. Johanna Barbara Sattler von der Ersten deutschen Beratungs- und Informationsstelle für Linkshänder sowie an alle Organisatorinnen der Tagung.
Titelbild: privat
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